Der Neubau der Chirurgischen Universitätsklinik ist Teil des Heidelberger Klinikrings, der nahezu alle Fachbereiche des Klinikums auf dem Neuenheimer Feld vereint. Zusammen mit der Medizinischen Klinik bildet die Chirurgische Klinik ein Ensemble, das kraftvoll den Auftakt des Klinikrings markiert.
Der 2020 fertiggestellte Neubau fügt sich baulich und funktional in die Ordnungsprinzipien des Klinikrings ein. Die Bettentrakte sind zur grünen Mitte des Klinikrings ausgerichtet, dem offen zugänglichen Patientenpark. Untersuchungs- und Behandlungsbereiche sind entlang der Tiergartenstraße als flache, in Tiefhöfe hinab reichende Sockel gestaltet. Ein Gebäudewinkel verbindet die Sockel und begrenzt den Vorplatz, darüber schwebt der markante Hubschrauberdachlandeplatz. Die große Baumasse wird maßstäblich gegliedert und in ihrer Höhenentwicklung differenziert. Dabei bewirkt die Durchlässigkeit des Komplexes in Nord-Süd-Richtung eine gute Belichtung und Ausblicke zum Grünraum.
Patienten und Besucher gelangen von der nahen Bushaltestelle und den gegenüberliegenden Parkhäusern über den neuen Vorplatz zum Haupteingang sowie zum Eingang der Lehre. Der Liegendkrankeneingang befindet sich unter dem Vorplatz, eine Zufahrtsrampe erschließt diese Tiefebene für Rettungsfahrzeuge.
In der gemeinsamen Eingangshalle mit der Medizinischen Klinik finden Patientinnen, Patienten und Besucher die Information und die Patientenaufnahme. Die Eingangshalle ist Ausgangspunkt für die Patientenstraße, die die Chirurgische Klinik und die Medizinische Klinik miteinander verbindet. Entlang der Patientenstraße sind Aufzugsgruppen und Leitstellen angeordnet. Holzflächen, Farbe und Ausblick durch die belichteten Zäsuren der Wartebereiche in den angrenzenden Grünraum tragen zu Orientierung und Behaglichkeit bei.
Im Erdgeschoss entlang der Tiergartenstraße sind die Chirurgischen Ambulanzen angeordnet. Der interdisziplinäre Notfallbereich befindet sich im Tiefgeschoss und wird über die Liegendkrankenzufahrt erreicht. Kurze Wege führen zu Leitstelle, Ambulanz, Schockraum und Radiologie. Auch die Aufzugsgruppe des Hubschrauberdachlandeplatzes liegt in unmittelbarer Nähe.
Zentrum der Chirurgischen Klinik ist der benachbarte Operationsbereich mit 16 Operationssälen, davon zwei Hybrid-OPs und ein Spezial-OP für Interoperative Bestrahlung (IORT). Alle Patienten werden auf kurzem Weg von den Bettenstationen über die beiden Umbettschleusen in die OP-Räume gebracht. Die Operationsräume sind entlang der begrünten Tiefhöfe gruppiert und erhalten über Sterilflure Tageslicht.
Die Intensivstationen befinden sich direkt gegenüber der Operationsabteilung am Patientenpark. Um, trotz einem hohen medizintechnischen Ausstattungsstandard, keine kühle Klinikatmosphäre entstehen zu lassen, werden Holzoberflächen und Farben eingesetzt.
In den weiteren Pflegegeschossen befinden sich zwei Intermediate-Care-Stationen und sechs Allgemeinpflegestationen. Die mittige Lage des Stützpunkts und der Nebenräume erleichtert die betrieblichen Abläufe. Die Bettenzimmer reihen sich entlang der Fassaden und bieten für jedes Bett ungehinderten Ausblick zum Park. Massive Eichenholzfenster mit integrierter Sitzbank tragen zum patientenfreundlichen Ambiente bei.
Das Foyer des Lehrbereichs öffnet sich durch eine geschosshohe Verglasung großzügig zum Vorplatz und bietet dem Klinikum einen attraktiven Raum für Veranstaltungen. Kernstück des Bereichs ist der Hörsaal mit knapp 200 Plätzen. Für die klinische Forschung sind im obersten Geschoss Labore und ein Experimental-OP untergebracht.
Besondere Berücksichtigung bei Planung und Realisierung der Chirurgischen Klinik kamen der Nachhaltigkeit zu. Die Funktionseinheiten weisen eine kammartige Struktur auf, die Umbauten bei laufendem Betrieb aufgrund ihrer Zugänglichkeit von außen vereinfacht. Durch den modularen Aufbau der Gebäudeflügel, wird ein hohes Maß an Flexibilität im Hinblick auf langfristige medizinische Entwicklungen gewährleistet.
Mit ihrer hellbronzefarben leuchtenden Metallfassade prägt die neue Chirurgische Klinik den Auftakt zum Klinikring. Die eingesetzten stranggepressten Aluminium-Steckprofile verleihen dem gesamten Ensemble eine ruhige horizontale Struktur. Je nach Belichtung der eloxierten Oberflächen führt die unterschiedliche Reflexion zu einem fein nuancierten Farbspiel, das die großen Flächen gliedert. Im Kontrast zu den Metallfassaden der Obergeschosse ist die Erdgeschosszone mit robusten Betonfertigteilen mit Naturstein-Vorsatz verkleidet. Schlanke, eng gesetzte Lisenen mindern den Einblick und überspielen die dahinter liegenden heterogenen Nutzungen.
Ein besonderer baulicher Akzent ist der runde Hubschrauberdachlandeplatz, der mit seiner radialen Betonstruktur über den Vorplatz hinaus als Merkzeichen des Klinikums wirkt.